Kassel: Stellungnahme des Orga-Teams und des AStA zu den Anfeindungen gegen die Podiumsdiskussion „Herrschaft durch Sprache – Geschlechtergerechte Sprache in Universität und Alltag“

An der Universität Kassel findet am 29. Januar 2013 eine Podiumsdiskussion mit dem Titel “Herrschaft durch Sprache – Geschlechtergerechte Sprache in Universität und Alltag” statt. Organisiert wird diese Veranstaltung als Kooperation des Autonomen Referats für Frauen und Geschlechterpolitik gemeinsam mit dem AStA der Universität Kassel.

Anfang Januar 2013 haben wir eine Facebook-Veranstaltung erstellt, um diese Podiumsdiskussion zu bewerben. Dort entstand eine Diskussion, die aus unserer Sicht leider sehr schnell unsachlich wurde. Den Organisator*innen wurde vorgeworfen, die Podiumsteilnehmer*innen nicht kontrovers genug ausgesucht zu haben, da sich für das Podium auch eine antifeministische Perspektive gewünscht worden wäre. Außerdem kam es zu persönlichen Angriffen und Beleidigungen gegenüber den eingeladenen Podiumsteilnehmer*innen.

Leider gelang es uns, der Organisationsgruppe der Veranstaltung, nicht zu intervenieren, so dass die Diskussion bei unserer Facebookveranstaltung eine Form angenommen hat, die für uns nicht länger tragbar war. Am 17.01.2013 haben wir uns daher dazu entschlossen, die Diskussion zu löschen und die Kommentarfunktion zu sperren. Wir erhoffen uns so, die Persönlichkeitsrechte der Podiumsteilnehmer*innen zu schützen und jeglichen Sexismus, von dem die Diskussion begleitet wurde, weitestgehend einzudämmen. Unsere freie Meinung war, in diesem Fall eine von uns erstellte Facebook-Seite nicht für persönliche Angriffe und Beleidigungen zur Verfügung stellen zu wollen.
Ziel der Veranstaltung soll sein, einen facettenreichen und vor allem fundierten Überblick und verschiedene Perspektiven zu geschlechtergerechter Sprache zu schaffen, ohne in eine Grundsatzdiskussion zu verfallen, die meist subjektiv, sprachlich unsensibel und nicht wissenschaftlich geführt wird. Wir sind der Meinung, dass wir durch die von uns eingeladenen Redner*innen diesen Veranstaltungszielen mehr als gerecht werden können. Wie auch aus dem Einladungstext hervorgeht, ist keine Diskussion vorgesehen, ob geschlechtergerechte Sprache überhaupt wichtig ist, sondern dies wird vielmehr als Grundlage für die Diskussion genommen, wie eine Überwindung des omnipräsenten Sexismus’ erreicht werden kann. Für eine Diskussion über die Existenz des Sexismus’ wäre eine kontroverse Diskutantenrunde obligatorisch, für eine Diskussion auf der Suche nach einer gemeinsamen Lösung ist ein Konsens unabdingbar.
Wir sind nach wie vor gespannt auf die Veranstaltung und freuen uns auf einen kritischen, respektvollen Diskurs und die gemeinsame Erarbeitung von Handlungsstrategien im Umgang mit strukturellem Sexismus auf gesamtgesellschaftlicher, sowie universitärer Ebene.

Des Weiteren legen wir all jenen Menschen nah, die sich von dem Thema in dieser Form nicht angesprochen fühlen, sowie all jenen, die sich gar angegriffen und/oder verletzt fühlen, weniger Zeit und Energie in eine Hetzkampagne gegen die geplante Podiumsdiskussion zu investieren, sondern sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Veranstaltenden sind jederzeit per E-Mail erreichbar, um beispielsweise eure Verständnisfragen zu beantworten und Unsicherheiten oder gar Ängste aufzufangen und weitestgehend aus der Welt zu schaffen. Auch mit Informationen zu wissenschaftlich fundierter Literatur können wir euch ausreichend füttern, um die Möglichkeit zu geben, sich in der komplexen Welt der Geschlechterpolitik zurechtzufinden. Wir hoffen, dass wir so dazu beitragen können eine Ebene zu schaffen, auf der ein (sprachlich) sensibler Diskurs über ein sensibel zu behandelndes Thema geführt werden kann, der sich bemüht keine weiteren Diskriminierungsmomente zu reproduzieren.

Obwohl uns die Reaktionen und vor allem die Art und Weise wie diese geäußert wurden, zutiefst erschüttert haben, konnte unsere Vorfreude auf die Podiumsdiskussion nicht gemindert werden. Wir stehen nach wie vor hinter unserem Veranstaltungskonzept und möchten uns bei unseren Unterstützer*innen dafür bedanken, dass sie sich nicht von dem anti-emanzipatorischen Äußerungen provozieren ließen und uns im Hintergrund fernab einer Facebook-Diskussion supporten. Wir werden es uns nicht nehmen lassen auch in Zukunft emanzipatorische Veranstaltungen an der Universität durchzuführen bzw. zu unterstützen, um weiterhin auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen.

Für eine emanzipatorische Gesellschaft frei von Unterdrückung und Diskriminierung. Für einen linksradikalen Feminismus!

Wurde zuerst hier veröffentlicht: http://www.frauenreferat-kassel.de/?p=638

PM zu sexistischer AStA-Zeitung (Uni Kassel)

PM (Pressemitteilung) des Autonomen Referats für Frauen und Geschlechterpolitik des AStA Kassel, welche von Teilen des Kassler AStAs und Teilen des Kassler StuPas getragen wird.

Distanzierung von sexistischer Kackscheiße in der medium²+plus

Das Deckblatt der neuen Ausgabe der medium²+plus (Dezember 2012), Zeitung der Studierendenschaft Kassel, wird von einem sexistisch-anzüglichen „Nimm mich, du willst es doch auch…“ in Fortsetzung auf der Rückseite mit „…und wenn du mit mir fertig bist, leg mich einfach zurück!“ geschmückt. Diese Aussage ist absolut nicht vertretbar! Gerade weiblich gelesene Menschen erleben häufig, auch im universitären Kontext, übergriffige Situationen, in denen „Stell dich nicht so an“, „Du willst es doch auch“ o.ä. Standardreaktionen sind. Solche Aussagen sind nicht nur sexistisch, sondern reproduzieren unreflektiert sexistische Kackscheiße, patriarchale Strukturen und sexualisierte Gewalt, die uns alltäglich umgibt. Zu beachten ist ebenfalls die Darstellung einer weiblich gelesenen Person welche mit Klischees behaftet auf der Rückseite der medium²+plus abgebildet ist.

Des Weiteren befindet sich auf Seite 5 der neuen Ausgabe ein Comic, der sowohl in Bild als auch in Schrift heteronormative Stereotypen und offensichtliche Gewaltandrohungen darstellt. In dem Comic werden Machtstrukturen einer heteronormativen Zweierbeziehung dargestellt, in welchem eine scheinbar männlich gelesene Person offensichtlich übergriffig gegenüber einer weiblich gelesene Person ist und diese als sein Eigentum betrachtet. Der Comic ist unkommentiert und ohne Trigger-Warnung abgedruckt. Selbst wenn dies als provokante Kunst gilt, darf so eine Darstellung nicht unkommentiert gedruckt und veröffentlicht werden. Die Intention dieses Artikels in der medium²+plus ist nicht erkennbar. Hier findet absolut kein kritischer Umgang mit patriarchalen Machtstrukturen und sexistischem Verhalten statt, obwohl dies u.a. von Vertreter*innen des Studierendenparlament seit Jahren gefordert wird.

Im krassen Kontrast dazu gibt es einen vom Comic unabhängigen Artikel auf Seite 6 „Sexismus im universitären Alltag“. In diesem Artikel wird auf die Missstände in Bezug auf Sexismus und Machtausübung in der Gesellschaft eingegangen und die Wichtigkeit deutlich gemacht, patriarchale Machtstrukturen aufzubrechen und sensibel mit Sprache umzugehen. Die Autor*innen dieses Artikels haben NICHTS mit diesem Comic oder dem sonstigen Layout der Medium+plus zu tun und distanzieren sich entschiedenst davon.

Die Unterzeichner*innen dieser Stellungnahme distanzieren sich hiermit von der sexistischen Kackscheiße der medium²+plus und fordern alle anderen Autor*innen auf dieses ebenfalls zu tun. Zudem fordern wir eine kritische Auseinandersetzung der Redaktion mit ihren Inhalten und eine Rücknahme dieser Ausgabe der Medium²+plus!

PS. Der Link: www.asta-kassel.de/wp-content/uploads/2012/12/medium_dec_2012_final_preview.pdf

Senatssitzung zu Intersex*-Protesten in Gießen und Marburg

Am 06.06.2012 fand die Senatssitzung der Universität Gießen statt.
Leider war der Senat nicht bereit auf alle unsere Forderungen einzugehen, sondern nur wage eine historische Aufarbeitung zu erwägen.
Mehr dazu aus einem Blogposting von zwischengeschlecht.org:

„…Nach reger Diskussion überwies der Senat zuletzt EINSTIMMIG einen Kompromissvorschlag von Uni-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee, das Dekanat solle zusammen mit dem Institut für Medizingeschichte eine historische Aufarbeitung kosmetischer Genitaloperationen erwägen. Danke!

Aufarbeitung ist der erste Schritt zu einer gesellschaftlichen Aussöhnung. Dieser Blog freut sich riesig, dass nach der Philipps-Universität Marburg nun auch die JLU die Problematik innerhalb ihres Geltungsbereichs proaktiv interdisziplinär angehen will – und somit einen wichtigen Beitrag leistet zur Beendigung eines gesellschaftlichen Tabus, das bekanntlich generationenlang erhebliches Leid über die Betroffenen brachte. Die JLU ist dazu fachlich gut aufgestellt. Nun sind Taten gefragt! Fortsetzung folgt …“

Neben Erwägungen, in wie fern unser Protest und der von Zwischengeschlecht.org in Zukunft weitergehen wird, werden wir hin und wieder beim Dekanat des Fachbereichs 11 und dem Institut für Geschichte der Medizin von Zeit zu Zeit nachfragen, um zu erfahren, ob eine Aufarbeitung nicht nur erwägt wurde, sondern auch konkret umgesetzt wurde, was die kosmetischen Genitalverstümmelungen am Uniklinikum Gießen und Marburg anbelangt. Danke für alle Personen, die uns bei den Protesten unterstützt haben, bei der Person, die den Protest angeregt hat, und bei allen, die auf das Thema „kosmetische geschlechtszuweisende Operationen bei Kindern“ aufmerksam gemacht wurden.

Zur Sitzung in den Ausgaben des 09.06.2012:
Gießener Allgemeine
Gießener Anzeiger

Veranstaltungen in den nächsten Tagen

Nach der Frühlingsgefühle-Party mit veganem Grillen und feucht-fröhlichem Beisammensein, folgte gestern eine Protestveranstaltung vor dem Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM). Zusammen mit der Menschenrechtsgruppe zwischengeschlecht.org waren wir mit dem FrauenLesben-Referat Marburg und dem autonomen queer-feminischen Frauenreferat Gießen einig in der Forderung: Keine Operationen mehr am UKGM an Kindern, die mit „uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen“ geboren werden. Ausserdem fordern wir eine Aufarbeitung der Praktiken am UKGM. Betroffene sollen später selbst entscheiden können, ob sie Operationen wollen. Unsere Forderung bezieht sich selbstverständlich nicht auf Operationen, die medizinisch notwendig sind. Die Operationen, die wir kritisieren sind in den überwiegenden Fällen kosmetische Operationen, welche medizinisch nicht notwendig sind, weitere Operationen zur Folge haben und vorallem einen langen Leidensweg für die Betroffenen.

In Marburg findet heute eine Informationsveranstaltung zum Thema Inters*x statt: Der Infoabend findet um 19 Uhr im Hörsaal 115 (+1/0120), Hörsaalgebäude, Philipps-Universität Marburg, statt.

Ein ähnlicher Vortrag wird am Dienstag in Gießen stattfinden: Im Café Giramondi, Bahnhofstraße 53, 35390 Gießen. 19 Uhr.

In Gießen wird am heutigen Montag (23.04.2012) der Einführungsvortrag der Queeren Ringvorlesung stattfinden. Diesen wird Dr. María do Mar Castro Varela halten. Thema ist: „Postkolonialismus und sexuelle Identität“. Ein bis jetzt nicht vielfältig beachtetes, jedoch spannendes Thema. In der Bismarckstraße 37 (Alte Universitätsbibliothek) findet der Vortrag um 19 Uhr statt.

Am Mittwoch werden wir dann eine Anfrag zum Thema Intersex in den Gießener Senat einbringen. Die Sitzung ist öffentlich und findet am 25.04.2012 um 14 Uhr im Universitäts-Hauptgebäude in der Ludwigstraße 23 statt. Mehr dazu unter www.zwischengeschlecht.info

Pressereaktionen auf die Proteste am Sonntag:
– Artikel mit Foto über unsere Proteste am 22.04.2012 vor dem UKGM. Gießener Anzeiger (Artikel vom 23.04.2012).
– Artikel mit Foto über unsere Proteste am 22.04.2012 vor dem UKGM. Gießener Allgemeine (Artikel vom 23.04.2012).

Zwei Fliegen mit einer Klappe (zum Senatsantrag bezüglich kosmetischen Genitaloperationen im Universitätsklinikum Gießen und Marburg)

PRESSEMITTEILUNG des Autonomen FrauenLesben-Referats im AStA Marburg

Zwei Fliegen mit einer Klappe

In der Senatssitzung der Universität Marburg am 16.04.2012 wurde als Tagesordnungspunkt 9 der Antrag „Stellungnahme des Senats zu kosmetischen Genitaloperationen im Universitätsklinikum Marburg / Gießen an Kindern und Jugendlichen“ von den Linken Listen und dem Autonomen FrauenLesbenReferat in Kooperation mit der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org eingebracht.

Darin wurde der Senat und das Präsidium aufgefordert, eine öffentliche Stellungnahme zur Problematik von kosmetischen Genitaloperationen bei Kindern und Jugendlichen mit „atypischen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen abzugeben, eine Darstellung und Auseinandersetzung zum Ausmaß und Umfang dieser Praxis am Universitätsklinikum Marburg zu bewirken und sich für eine Untersagung dieser Praxis einzusetzen.

Schon zu Beginn der Sitzung wurde versucht dem Tagesordnungspunkt durch Streichung zu entgehen.

Neben den regulären Senatsmitgliedern waren Vertreter_innen der antragstellenden Gruppen sowie weitere Gäste anwesend. In den hinteren Reihen fanden sich Vertreter des Uniklinikums ein. Letztere waren vom Universitäts-Präsidium eingeladen worden, um den Umgang mit kosmetischen Genitaloperationen am Uni-Klinikum zu erläutern. Der (Chef?) Vertreter der Kinderchirurgie erklärte zunächst wie auch gegenüber der OP, dass nur medizinisch indizierte Operationen an Kindern und Jugendlichen durchgeführt würden. Um so erstaunlicher war dann seine Antwort auf eine detailliertere Nachfrage hinsichtlich des Vorgangs bei einer Operation der Harnwege (Hypospadie“korrektur“), in welcher er lapidar meinte, dass wenn während einer medizinisch notwendigen Operation die Möglichkeit einer kosmetischen Korrektur bestünde, man dann auch „zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.“

Die Aufforderung des Präsidiums und verschiedener Senatsmitglieder „doch den Experten zu vertrauen“ erscheint durch die oben angeführte Äußerung in einem anderen Licht. „Natürlich werden in der medizinische Praxis diese Operationen nicht als kosmetische Genitaloperationen bezeichnet, sondern sie werden mit anderen Begriffen verschleiert“, kommentiert Petra Thesing, Senatorin der Linken Listen, die Ausführungen des Kinderchirurgen.

Angesichts solcher Äußerungen erscheint die Reaktion des Senats noch verwunderlicher zu sein. Viele Senatsmitglieder fanden das Thema zwar interessant und wollen sich weiter damit auseinandersetzen, dennoch wurde nur einer Darstellung und Analyse der gegenwärtigen und historischen Praxis in Marburg und der Umgang in der Lehre zugestimmt. Eine öffentliche Stellungnahme und eine klare Positionierung gegen nicht medizinisch notwendige Genitaloperationen bei Kindern und Jugendlichen wurde hingegen abgelehnt.

ANTRAG: Stellungnahme des Senats zu kosmetischen Genitaloperationen im Universitätsklinikum Marburg / Gießen an Kindern und Jugendlichen

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen, die sogenannte „atypische“ körperliche Geschlechtsmerkmale aufweisen, haben für viele der Betroffenen verheerend psychische und physische Folgen. Darunter fallen Verlust der sexuellen Empfindungsfähigkeit, schmerzende Narben im Genitalbereich, gesundheitliche Schäden infolge der Kastration und Traumatisierung durch aufgezwungene Behandlungen.

Seit Jahren kritisieren u.a. die Deutschen Sektionen von Amnesty International und Terre des Femmes diese Eingriffe als menschenrechtswidrig und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung.1 Ebenso rügten die UN-Komitees CEDAW und CAT Deutschland wegen Nichteinhaltung ihrer Schutzpflicht gegenüber den betroffenen Kindern und Jugendlichen.2

Wir sehen diese medizinischen Eingriffe als eine starke Beschneidung des Rechts von Kindern und Jugendlichen auf körperliche Integrität und Lebensqualität, insbesondere im Bereich des sexuellen Empfindungsfähigkeit, und die freie Entwicklung der Persönlichkeit, sowie des Rechts von Kindern und Jugendlichen auf Partizipation bzw. Selbstbestimmung. In verschiedenen Ländern, wie der Schweiz und Deutschland, wurde aktuell die ethische Überprüfung von kosmetischen Genitaloperationen veranlaßt. In der BRD veröffentlichte der Deutsche Ethikrat im Auftrag der Bundesregierung am 23. Februar dieses Jahres eine Stellungnahme „Intersexualität“3, die das physische und psychische Leiden der Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen und –behandlungen anerkannte und einen anderen Umgang mit nicht-eindeutigen körperlichen geschlechtlichen Merkmalen forderte4. Zudem forderte der Deutsche Ethikrat dazu auf, den Betroffenen Entschädigungsleistungen zukommen zu lassen5 und im gleichen Zuge die Verjährung analog den bereits bestehenden Gesetzen betreffend sexualisierte Gewalt an Kindern und Schutzbefohlenen auszusetzen.6

Um den Umfang und das Ausmaß an kosmetischen Genitaloperationen nachvollziehen zu können, bedarf es ebenfalls einer historischen Betrachtung. Prof. Dr. Hans Naujoks, der ab 1926 als Oberarzt und Professor auch in Marburg und später als Leiter der Frauenklinik in Köln tätig war, beispielsweise führte bereits Genitaloperationen und künstliche Hormonbehandlungen an Kindern und Jugendlichen durch und publizierte einige Studien zu dem Thema. In einer Dissertation von 1996 wurde in diesem Zusammenhang eine Publikation von Hans Naujoks aus dem Jahr 1934 hervorgehoben, die eine „[Klitoris-]Amputation mit Stumpfbildung“7 in Verbindung mit einer experimentelle Fertilitätsbehandlung mit künstlichen Hormonen schilderte. Erst vor Kurzem wurden seine Methoden und Ansätze u.a. vom Deutschen Ethikrat als „rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen“ (Dt. Ethikrat, 19.7.11) kritisiert.8 Der Umgang mit derartigen medizinischen Praxen zeigt eine Kontinuität in der Behandlung von intersexuellen Menschen mit nicht-eindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalen auf, die zurück bis in die NSZeit in Deutschland reichen.

Auch an den Universitätskliniken in Gießen und Marburg werden weiterhin in Bereichen der Endokrinologie, Kinderchirurgie und Kinderurologie kosmetische Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen durchgeführt, u.a. Hypospadiekorrekturen, Klitoris- und Vaginalplastiken und chirurgische Hodenverlagerungen. Auch am Klinikum Fulda, dem Akademischen Lehrkrankenhaus der Philipps-Universität Marburg, werden in der Fachabteilung der Kinderurologie regelmäßig Hypospadiekorrekturen und chirurgische Hodenverlagerungen durchgeführt.9 experimentelle Fertilitätsbehandlung mit künstlichen Hormonen schilderte. Erst vor Kurzem wurden seine Methoden und Ansätze u.a. vom Deutschen Ethikrat als „rassistisch motivierte medizinische Operationen an intersexuellen Menschen“ (Dt. Ethikrat, 19.7.11) kritisiert.8 Der Umgang mit derartigen medizinischen Praxen zeigt eine Kontinuität in der Behandlung von intersexuellen Menschen mit nicht-eindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalen auf, die zurück bis in die NSZeit in Deutschland reichen. Auch an den Universitätskliniken in Gießen und Marburg werden weiterhin in Bereichen der Endokrinologie, Kinderchirurgie und Kinderurologie kosmetische Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen durchgeführt, u.a. Hypospadiekorrekturen, Klitoris- und Vaginalplastiken und chirurgische Hodenverlagerungen. Auch am Klinikum Fulda, dem Akademischen Lehrkrankenhaus der Philipps-Universität Marburg, werden in der Fachabteilung der Kinderurologie regelmäßig Hypospadiekorrekturen und chirurgische Hodenverlagerungen durchgeführt.9

Wir fordern den Senat und das Präsidium der Philipps-Universität Marburg auf:

– eine öffentliche Stellungnahme gegen nicht medizinisch notwendige Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen und nicht medizinisch notwendigen Hormonbehandlungen an Kindern und Jugendlichen abzugeben.

– eine öffentlich zugängliche Darstellung des Umfangs, dem (historischen) Ausmaß und der Dauer von kosmetischen Genitaloperationen zu bewirken. Dies beinhaltet zudem eine Analyse über den Umgang mit kosmetischen Genitaloperationen in der Lehre.

– Des weiteren fordern wir den Senat der Philipps-Universität Marburg auf sowohl in der medizinischen Ausbildung als auch am Universitäts-Klinikum der Universitätsstadt Marburg und deren Zweigstellen darauf hinzuwirken, dass diese Operationen und Behandlungen als Bestandteil der medizinischen Praxis untersagt werden.

1 – Amnesty International, Sektion Deutschland: Vgl. Beschluss der Jahresversammlung 2010. http://www.mersihamburg.

de/Main/20100526001

– Konstanze Plett: „Die Macht der Tabus“, amnesty journal 03/08, S. 23.

– Terre des Femmes Deutschland: Vgl. Marion Hulverscheidt: „Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen“, in: TDF- Menschenrechte für die Frau 3/4/2004, S. 23-26.

Auch internationale FGM-Expertinnen unterstreichen seit Jahren die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung, vgl.:

– Hanny Lightfoot-Klein: „Der Beschneidungsskandal“. Berlin: Orlanda, 2003

– Hana Asefaw/Daniela Hrzán: „Genital Cutting – Eine Einführung“, in: ZtG Bulletin 28, Berlin 2005.

2 Abschliessende Bemerkungen des UN-Komitees zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau zum 6. Staatenbericht der Bundesrepublik Deutschland(CEDAW/C/DEU/CO/6), Punkte 4, 61, 62 und 67. http://www2.ohchr.org/english/bodies/cedaw/docs/co/CEDAW-C-DEU-CO6.pdf

3 http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/stellungnahme-intersexualitaet.pdf .

4 Empfehlung 6 und 7 zur medizinischen Behandlung, Stellungnahme „Intersexualität“ S. 174.

5 Vgl. Abschnitt 8.3.8.1. „Entschädigungsfonds“, Stellungnahme „Intersexualität“ (S. 164-166).

6 Empfehlung 14 zur medizinischen Behandlung, Stellungnahme „Intersexualität“ S. 176.

7 Dominik Leitsch: „Die Intersexualität. Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht.“ Dissertation, Köln 1996, S. 47. Die von Leitsch angesprochene Publikation: Hans Naujoks: „Über echte Zwitterbildung beim Menschen und ihre Beeinflussung“, in: Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie Nr. 109/2, S. 135-161.

23.02.2012 – Pressemitteilung der Menschenrechtsorganisation „zwischengeschlecht.org“ im Bezug auf die kommende Stellungnahme des Deutschen Ethikrats zu „Intersexualität“

Ethikrat: 150-jährige Geschichte der Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken jetzt beenden!

Heute präsentiert der Deutsche Ethikrat in Berlin seine Stellungnahme zu „Intersexualität“. Zahllose Betroffene erhoffen sich davon entscheidende Impulse zur Beendigung der verheerenden kosmetischen Genitaloperationen an „uneindeutigen“ Kindern. Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird zuvor eine Stunde lang über die blutige Geschichte dieser „westlichen Genitalverstümmelungen“ informieren und mit einer farbenfrohen friedlichen Aktion die politisch Verantwortlichen zum Handeln auffordern (09:30-10:30 Uhr vor dem dbb forum, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin).

Seit über 150 Jahren experimentieren westliche Chirurgen an Kindern mit „abnormalen Geschlechtsteilen“ oder „Hermaphroditen“, wie sie es zunächst nannten. Zwar waren im 19. Jahrhundert fragwürdige Praktiken wie zum Beispiel Klitorisamputationen auch bei „normalen Mädchen“ verbreitet. Während bei diesen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert die Unmenschlichkeit solcher „Heilmittel“ erkannt wurde und die Mediziner davon abkamen, wurden ab 1950 bei „Intersexuellen“ (wie der medizinische Fachbegriff nun lautete) Genitalamputationen und sonstige verstümmelnde Operationen ausgeweitet und ab ca. 1960 flächendeckend und systematisch im Kindesalter durchgeführt. Heute reden die Mediziner von „Genitalkorrekturen“ bei „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ und allein in Deutschland wird jeden Tag mindestens ein wehrloses Kind einem solchen Eingriff unterzogen – ohne dessen Einwilligung, ohne medizinische Notwendigkeit, ohne Evidenz und obwohl Betroffene seit bald 20 Jahren öffentlich dagegen protestieren.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org appelliert an die Verantwortlichen in Politik und Justiz, jetzt konkrete Schritte einzuleiten, um diese menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen in unseren Kinderkliniken endlich zu stoppen. Seit 1996 hatte die Bundesregierung die Anliegen der Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter ignoriert und geleugnet. Noch 2010 verkündete der Berliner Senat über „keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien“ zu verfügen. Noch 2011 leugnete der Bremer Gesundheitsstaatsrat Hermann Schulte-Sasse im Bremer Landtag öffentlich das Fortdauern der Zwangsoperationen. Obwohl bereits 2008 das Kölner Landgericht entschieden hatte, im Fall von Christiane Völling sei „das Selbstbestimmungsrecht der Klägerin in ganz erheblichem Maße verletzt worden“.

Auch dass der Deutsche Ethikrat nun heute eine Stellungnahme präsentiert, geschah letztlich erst, nachdem sich Betroffene an das UN-Komitee CEDAW wandten und dieses 2009 die Bundesregierung zum Handeln aufforderte. Eine Kritik, die erst letztes Jahr das UN-Komitee gegen Folter erneut bekräftigte. Auch der UN-Menschenrechtsrat wird sich dieses Jahr zum ersten Mal mit diesem Thema befassen.

Laut BMBF-finanzierten Studien werden heute noch 90% aller Betroffenen im Kindesalter oft mehrfach irreversibel kosmetisch genitaloperiert. Ihr Schrei nach Gerechtigkeit darf nicht mehr länger ignoriert, ihre berechtigten Anliegen dürfen nicht mehr weiter auf die lange Bank geschoben oder für Geschlechterpolitik instrumentalisiert werden. Niemand mehr wird später mit gutem Gewissen sagen können, man habe es nicht gewusst. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie „Menschenrechte auch für Zwitter!“.

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.“

Eine Pressemitteilung von zwischengeschlecht.org, http://blog.zwischengeschlecht.info/

Nazis in Dresden blockieren!

Und wieder eine wichtige Sache, die vom AStA unterstützt wird. Auch wir sehen uns klar als Unterstützer_in der Mobilisierung gegen den Neonaziaufmarsch. Nicht zuletzt natürlich auch auf Grund der Tatsache, dass wir selbst Ziel eines Neonazi-Anschlags wurden.
Deutschlandweit wird mobilisiert um einen der größten Naziaufmärsche Europas zu verhindern: „Am 18. Februar 2012 werden wieder Neonazis in Dresden auf die Straße gehen, um der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 zu gedenken und die deutschen Täter*innen zu Opfern der alliierten Befreier*innen zu machen.“
Der AStA Gießen mobilisiert wieder und organisiert Busse nach Dresden. Weitere Informationen mit Anmeldungen gibt es hier.

Im Café Amélie findet heute um 19 Uhr auch eine Mobilisierungs-Veranstaltung statt. Kommt zahlreich und lasst uns zusammen den Neonazis entgegen treten!

Dresden Nazifrei

Hochschulwahlen an der Uni Gießen 2012 (1)

Da zu den Hochschwulwahlen im Januar 2012 die „queere Liste“ leider noch nicht antreten wird, haben wir uns dazu entschieden, die Hochschul-Wahlprogramme aller Listen, die zur Wahl des 51.Studierendenparlaments antreten, unter mehreren Gesichtspunkten anzuschauen. Die Wahlen finden vom 18. bis 24. Januar 2012 statt und gleichzeitig zur Studierendenparlamentswahl finden auch Fachschaftsratswahlen statt.

Folgende Punkte sind für uns wichtig: In wie fern werden (1) nicht-heteronormative Identitäten erwähnt, wie wird sprachlich mit geschlechtlichen Identitäten umgegangen (Stichwort (2) Gendern), was steht in den Wahlprogrammen zum Thema (3) Feminismus und Gleichstellung, wie sieht es um die Erwähnung der (4) autonomen Referate, insbesondere des Autonomen Queer-feministischen Frauenreferats und des Autonomen Schwulen-Trans*-Queer-Referats aus, in wie fern wird (5) Rechtsradikalismus erwähnt und welche Forderungen gibt es zur (6) Barrierefreiheit an der Universität. Diese Hauptpunkte werden noch von anderen Forderungen ergänzt, die uns auffallen (7) Sonstiges. Eine Wahlempfehlung wird ebenso wenig stattfinden, wie eine Untersuchung der Wahlprogramme auf weitere Gesichtspunkte.

Falls du keine der Listen als geeignet ansiehst und von deiner Stimme keinen Gebrauch machen würdest, jedoch Hochschulwahlen unterstützen möchtest, könntest du Wahlhelfer_in werden. Dann gibt es hier weitere Informationen dazu.

Für alle die sich ihr eigenes Bild machen wollen: Unter http://www.uni-giessen.de/studi-wahlen/ finden sich Informationen zur Wahl 2012. Hier seht ihr die Wahlprogramme der 9 Hochschullisten, die zur Wahl antreten werden.

Zur Wahl treten folgende Listen an, welche bereits letztes Jahr zur Wahl standen: „Uni Grün“, „Jusos“, „Unsere Uni.“, „Liberale Hochschulgruppe (LHG)“, „Demokratische Linke“, „Die Linke.SDS“. Mit anderem Namen tritt der RCDS an („Die StudentenUnion“).
Neu dabei sind: „Die Demokratie“ und „Projekt Zukunft!“. Mit „Projekt Zukunft!“ treten Personen aus Burschenschaften und Verbindungen, wie z.B. Germania, Unitas Maria Montessori, Alemannia, … zur Wahl an.
Nicht mehr zur Wahl stellen sich im Gegensatz zur letzten Wahl die Listen „Brennpunkt Uni“, „Piraten“, „HSG“, „GAL-APL“, „TILT“ und „DGB HSG“

(1) nicht-heteronormative Identitäten
Wir vertreten nicht-heteronormative Identitäten. Diese wollen wir auch von den Hochschullisten vertreten sehen, die im Studierendenparlament und dem Allgemeinen Studierendenausschuss Entscheidungen fällen. Nur weil wir als autonome Referate Interessen von marginalisierten Studierenden vertreten, heißt dies nicht, dass nicht-autonome Referate und Listen sich um Gleichstellung und Diskriminierungen nicht zu kümmern haben.
(2) Gendern
Sprache schafft Realität. 1. Durch Hervorhebung (beispielsweise durch das Binnen-I (StudentInnen) und explizite Mitbenennung (Studentinnen und Studenten) von Frauen oder 2. „aller“ Identitäten, wie Frauen, Männer und Transgender-Personen, die die Binarität von Geschlecht und/oder „starre“ Geschlechter ablehnen (Mit Hilfe des Gender_Gaps: Student_innen oder Student*innen), kann dem Gesagten oder Geschriebenen darüber Ausdruck verliehen werden, dass nicht nur männliche Personen (Studenten, also das generische Maskulinum) gemeint sind und andere Geschlechter nicht nur „mitgemeint sind“.
(3)Feminismus und Gleichstellung
Wenn man die Vielfalt der Geschlechter ausser Acht lässt, und sich alleine „Männer“ und „Frauen“ anschaut, ist keine Gleichbehandlung erreicht. Alleine im Bezug auf Lohnungleichheiten zeigt sich, dass der Fortschritt nicht automatisch kommt, sondern dass Stagnation und Rückschritt kommen kann, wenn sich die Politik nicht für Gleichbehandlung einsetzt. Dies zeigt z.B. der Global Gender Gap Report. Auch der Sachverhalt, dass „wir“ in einer sexistisch-geprägten Kultur leben, in der Vergewaltigungen und Vergewaltigungsvorwürfte kaum ernst genommen werden und sogar ins Gegenteil gekehrt werden, wird leider zu oft ausgeblendet.
(4) autonomen Referate
Autonome Referate agieren unabhängig von den ASten, die gerade gewählt sind. In Gießen gibt es autonome Referate, die für ihre jeweiligen unterrepräsentierten Gruppen wichtige Arbeit an der Universität leisten.
(5)Rechtsradikalismus
Für uns ist die Arbeit gegen Rechtsradikalismus, Neonazismus, aber auch Homonationalismus und „Alltagsrassismen“ wichtig. Dies nicht erst, seit dem Personen aus rechten Gruppen, wie „Die Freiheit“ versucht haben uns gegenüber Islamophobie und Nationalismus als vereinbar mit Schwulsein zu präsentieren (Das ist es für uns nämlich nicht), oder das Gartenhaus (in dem sich unsere Räume und die des queer-feministischen Frauenreferats befinden) mit einem Hakenkreuz u.a. besprüht wurden.
(6)Barrierefreiheit
Alle – Schwule, Lesben, Queers, Bisexuelle, Trans*-Personen, Intersexuelle, Asexuelle, „Heterosexuelle“, usw. – können Personen mit Behinderung sein. Für uns ist es wichtig, dass Barrierefreiheit im universitären Kontext grundlegend etabliert wird. Wir arbeiten darauf beispielsweise hin, in dem wir in der queeren Ringvorlesung, die wir mitorganisieren, Gebärdensprachdolmetschung anbieten und diese auch (bald) online bereitstellen (entweder mit Gebärdensprachdolmetschung, Untertiteln oder Transkripten) und der Raum, in dem die Vorträge stattfinden ab dem nächsten Semester rollstuhlgerecht sein wird. Dass Barrierefreiheit auch mitunter Geld kostet sollte nicht dazu führen, dass diese wichtige Forderung vernachlässigt wird.
(7)Sonstiges
Verschiedenes Erwähnenswertes.

Weiter zu den untersuchten Wahlprogrammen geht es hier.

17.08.2011 – Nachtrag zu „Pressemitteilung zu Spray-Anschlag auf Gartenhaus“

Danke für die Soli-Bekundungen und das positive Interesse an unserer Pressemitteilung.
Mittlerweile ist auch ein Artikel im Gießener Anzeiger erschienen zur Hakenkreuzsprüherei am Gartenhaus. Der Artikel hat jedoch die Pressemitteilung des Kern-AStA zur Grundlage, nicht unsere Pressemitteilung. Warum nicht schon früher dazu geschrieben wurde ist uns rätselhaft, insbesondere da uns ein Beitrag zu unserer Pressemitteilung vom Gießener Anzeiger telefonisch zugesagt wurde. Trotzdem hier der zu kurze Beitrag, der die Pressemitteilung des AStA fast kopiert (bis auf die Tatsache, dass der Name des Schwulen-Trans*-Queer-Referats falsch und der Name des Frauenreferats verkürzt geschrieben wurde. :)

http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/hochschule/11060817.htm

Passend dazu auch dieser Artikel in der Gießener Zeitung:
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/54937/hakenkreuz-schmiererei-an-dem-gebaeude-des-autonomen-queer-feministischen-frauenreferats-und-des-autonomen-schwulen-trans-queer-referats/

08.08.2011 – Pressemitteilung zu Spray-Anschlag auf Gartenhaus

Am 03.08.2011 wurde am sogenannten Gartenhaus der Justus-Liebig-Universität Gießen, in dem sich die Räume des Autonomen queer-feministischen Frauenreferats und des Autonomen Schwulen-Trans*-Queer-Referats – beide im AStA der JLU – befinden, ein gesprühtes Hakenkreuz und die Zahl „2083“ entdeckt.

Es ist offensichtlich, dass es sich hierbei um eine homophobe und frauenfeindliche Tat handelt, da sich „2083“ auf das „Manifest“ „2083. A European Declaration of Independence“ („2083. Eine europäische Unabhängigkeitserklärung“) bezieht. Dieses Manifest, welches Anders Breivik verfasste und veröffentlichte, kurz bevor er am 22. Juli 2011 in Oslo über 70 Personen tötete, ruft zu Mord an Lesben, Schwulen und Feminist_innen auf.

Die beiden autonomen Referate, deren Aufgabe es ist, an der Universität und in der Stadt Gießen benachteiligten und oft diskriminierten Personen Stimme zu verleihen und so das Studium für Frauen, Lesben, Schwule, Trans*-Personen und Andere diskriminierungsfreier zu machen, haben sich mit der Ausübung ihrer Aufgaben Ziel von Anfeindungen gemacht.

Der Sprüh-Anschlag soll wahrscheinlich dazu führen die Referent_innen der beiden Referate einzuschüchtern und ihre Arbeit zu unterbinden. Die Schmierereien sprechen jedoch auch dafür, dass die Arbeit des Frauenreferats und des Schwulenreferats wahrgenommen wird und dass Homophobie und Diskriminierung von Frauen und anderen Personengruppen heute noch ein aktuelles und nicht zu unterschätzendes Thema auch im universitären Raum sind.

Die Referent_innen der beiden Referate ziehen aus dem Angriff auf das Gartenhaus die Erkenntnis, dass sie sich in Zukunft noch selbstbewusster und sichtbarer in Gießen und Umgebung für ein toleranteres Leben und Lieben einsetzen werden.

Sofort nach dem Entdecken des Hakenkreuzes wurde versucht Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten, was durch die Polizei erschwert wurde, die erst am nächsten Tag kam, um sich ein Bild von den Schmierereien zu machen und die Anzeige aufzunehmen. Für was die Zahl „2083“ steht, mussten die Beamten sich allerdings von den AStA-Referent_innen erklären lassen.